Mikroplastik in Kosmetik

Mikroplastik in Kosmetik - Muss das sein?

Mikroplastik - Der Ist-Zustand

Im März 2021 hat Greenpeace bekanntgegeben, dass bei den von ihnen untersuchten Produkten wie (Augen-)Make-up, Highlighter, Puder, Lippenstifte und Lipgloss von Markenherstellern wie Maybelline, Deborah, Sephora, Wycon und Lancôme bis zu 85 % der Produkte Kunststoff enthielten!

Aber auch andere Marken schnitten nicht besonders gut ab - insgesamt wurde in 502 von 664 Produkten festes Plastik nachgewiesen.

Nachdem wir in einem Blogartikel vom März schon das Thema Mikroplastik in Kosmetik thematisiert hatten, wollen wir dieses nun noch aus weiteren Perspektiven beleuchten.

Mikroplastik - Probleme für die Umwelt

Wie mittlerweile bekannt ist, verunreinigen schädliche Plastikteilchen unsere Flüsse und Meere und werden von Tieren mit ihrer Nahrung aufgenommen und so in der Nahrungskette weitergereicht.

Dieses Mikroplastik kann über zahlreiche Wege in die Umwelt gelangen:

  • Größere Plastikabfälle zerfallen unter dem Einfluss von Luft und Wetter in immer kleinere Teilchen, die dann vom Wind ins Wasser getragen werden.
  • Reifenabrieb, der ebenfalls von der Luft weitertransportiert wird.
  • Schlamm als Düngemittel - Im Schlamm von Kläranlagen bleiben Mikropartikel zurück, die auf unsere Felder gelangen, wenn dieser als Dünger verwendet wird.
  • Über unser Abwassersystem

Letzteres passiert vor allem durch

  • das Waschen von Kleidung aus synthetischen Stoffen
  • das Abwaschen von Kosmetika, die Mikroplastik enthalten
  • den Einsatz von Wasch- und Reinigungsmitteln, die Mikroplastik enthalten

Die Kosmetikindustrie verharmlost die Beteilung von Kosmetika an den durch Mikroplastik verursachten Problemen gern, indem sie darauf verweist, dass diese nur für ca. 2 % des Gesamtaufkommens an Mikroplastik in der Umwelt verantwortlich seien.

Das stimmt auch - die größten Verursacher sind synthetische Textilien mit 35 % und Reifenabrieb mit 28 % - aber immerhin gelangen dennoch nur durch Kosmetika allein in Deutschland jedes Jahr 977 Tonnen Mikroplastik und 46.900 Tonnen gelöste Polymere ins Abwasser - und nicht Alles davon wird herausgefiltert, bevor das gereinigte Wasser wieder dem Kreislauf zugeführt wird.

Auch wenn Kosmetika daher sicher nicht zu den Hauptverursachern des Mikroplastikproblems in der Umwelt gehören, fragt man sich also dennoch: Warum wird Produkten, die in engen Kontakt mit unserem Körper kommen, überhaupt Plastik zugesetzt?! Wozu tonnenweise Mikroplastik in die Umwelt katapultieren, ohne dass dieses in Kosmetik irgendeinen rechtfertigbaren Mehrwert darstellen würde?!

Mikroplastik - Warum es in Kosmetika benutzt wird

In Kosmetika erfüllt Kunststoff oft die folgenden Zwecke:

  • Schleifkörnchen in Peelings oder Zahnpasta
  • Glitzerplättchen in und Festigkeit von Nagellack
  • Hitzeschutz in Haar-Styling-Produkten
  • Gute Abdeckwirkung, Wasserfestigkeit und Glanz bei Make-up, Lippenstift und Nagellack

Diesen - sagen wir mal - nicht besonders überlebenswichtigen Funktionen gegenüber stehen potenzielle Gesundheitsrisiken, z.B. bei einer Aufnahme über die Nahrungskette.

Mikroplastik - Probleme für die Gesundheit

Die Kunststoffe können schädliche Chemikalien wie Weichmacher, Stabilisatoren und Flammschutzmittel enthalten. Zusätzlich können sie Schadstoffe in stark erhöhten Konzentrationen aus der Umwelt binden, die dann über die Nahrungskette in unseren Körper gelangen.

Als man bei einem Experiment Miesmuscheln mit Plastikteilchen fütterte, entwickelten diese Entzündungen. Welche gesundheitlichen Auswirkungen genau für den Menschen zu erwarten sind, bleibt bis dato noch weitgehend ungeklärt.

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich persönlich möchte für ein bisschen Glanz auf den Lippen weder meine eigene Gesundheit riskieren, noch die Umwelt verschmutzen.

Daher:

Mikroplastik - Wie du es vermeidest

  • Zertifizierte Naturkosmetik ist frei von Mikroplastik.
  • Dasselbe gilt für Produkte mit dem EU Ecolabel oder dem Österreichischen Umweltzeichen.
  • Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland stellt einen Einkaufsratgeber Mikroplastik zur Verfügung.
  • Bei Codecheck kannst du über die Website oder die App Produkte anhand ihres Namens oder EAN-Codes (= Barcodes) überprüfen.
  • Achte auf die INCI-Liste - bei den folgenden Inhaltsstoffen handelt es sich um Mikroplastik (eine erweiterte Liste findest du hier):
    • PE: Polyethylen
    • PP: Polypropylen
    • PET: Polyethylenterephthalat
    • PES: Polyester (Polyester-1; Polyester-11)
    • PA: Polyamid (Nylon-12; Nylon-6; Nylon-66)
    • PUR: Polyurethan (Polyurethan-2; Polyurethan-14; Polyurethan-35)
    • EVA: Ethylen-Vinylacetat-Copolymere
    • PI: Polyimid (Polyimid-1)
    • ANM: Copolymere von Ethylacrylaten oder anderen Acrylaten; Crosspolymere von Acrylaten

 

Du entscheidest, was auf deinen Körper kommt! 

 

Quellen:
Greenpeace, 22.03.2021, "Die ungeschminkte Wahrheit"
Umweltbundesamt, 16.03.2016, "Mikroplastik in Kosmetika - Was ist das?"
Stadt Wien, "Mikroplastik in Kosmetik: Eine Gefahr für die Umwelt?"
Verbraucherzentrale, 13.07.2021, "Mikroplastik und Kunststoffe in Kosmetik und im Meer"
Naturschutzbund, "Mikroplastik in Kosmetik und Putzmitteln"
Verein für Konsumenteninformation, 26.09.2019, "Mikroplastik in Kosmetika"
kosmetik transparent, 11.05.2021, "Mikroplastik: Kosmetik ist sicher - fünf Erklärungen"

 

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