Die Qual der Wahl bei nachhaltiger Verpackung - Unsere Cremetiegel
Wir könnten an dieser Stelle nun sagen: "Unsere Verpackung ist die nachhaltigste und perfekteste und optimalste und überhaupt ...", aber wir sind lieber ganz ehrlich: Die Suche nach für unsere Creme geeigneten Behältern war eine ziemlich mühsame und frustrierende Angelegenheit, denn eine perfekte Lösung aus der Perspektive der Nachhaltigkeit haben wir leider nicht gefunden.
Die Anfänge
Als die Idee zu unserer Firma geboren wurde, war von Anfang an klar, dass wir weitestgehend auf Verpackungen verzichten wollen und dort, wo sie unumgänglich sind, auf möglichst nachhaltige Lösungen setzen würden.
Mehrwegverpackung
Unsere Creme wollten wir am liebsten in Mehrweg-Glasbehältern verkaufen - doch dies scheiterte leider an der Realität. Keine der zahlreichen von uns kontaktierten Waschanlagen wäre bereit gewesen, die Gefäße für uns zu reinigen, da sie entweder nur auf ganz bestimmte Behältnisse (z.B. nur Flaschen einer bestimmten Art oder Größe oder nur gewisse Gläser für Lebensmittel) spezialisiert sind und/oder sie für unsere - aus ihrem Blickwinkel - nur sehr geringe Menge an Gefäßen nicht bereit gewesen wären, extra ihre Waschanlage umzustellen, anzuwerfen und vorher und nachher zu reinigen. Eine eigene Waschanlage können wir uns als kleines Geschwister-Unternehmen leider nicht leisten. Die Behälter selber per Hand zu waschen käme bei den von uns in Umlauf gebrachten Mengen und vor allem aufgrund der Hygieneanforderungen im Kosmetikbereich auch nicht in Frage.
Daher mussten wir die Idee eines Mehrweg-Vertriebs zu unserem großen Bedauern verwerfen - beziehungsweise auf eine Zukunft verschieben, in der uns dieser Lösungsansatz hoffentlich zugänglich sein wird.
Biokunststoff
Damit startete die Suche nach der nachhaltigsten Ersatzlösung für das Hier und Jetzt ... Recherchen bis spät in die Nacht, Besuche einschlägiger Nachhaltigkeitsmessen, intensives Studium von Nachhaltigkeitsberichten und Fachreports aus der Welt der Kosmetik und des Biokunststoffs, Nachfragen bei der MA48 (jener Magistrats-Abteilung, welche in Wien für die Abfallwirtschaft zuständig ist), Anfragen an Hersteller aus der ganzen Welt ...
Am Ende dieses ganzen Aufwands stand eine Liste mit gerade mal 7 (!) Behältern, die einerseits zumindest annähernd an unsere Idealvorstellungen von Nachhaltigkeit herankamen und andererseits kleinen Firmen wie uns überhaupt zugänglich sind (viele Hersteller verlangen Mindestabnahmemengen von 20.000 Behältern und mehr - eine für uns momentan unvorstellbare finanzielle Investition).
Auf dieser Liste haben wir nun alle in Frage kommenden Behälter anhand der für uns wichtigen Kriterien (verwendetes Material / biobasiert / biologisch abbaubar / mikroplastikfreie Zersetzung / Herkunft der Rohstoffe / Produktionsstätte / recyclebar) miteinander verglichen und uns die Köpfe zerbrochen, welche all dieser nicht perfekten Lösungen wohl die nachhaltigste wäre. Jeder der möglichen Behälter hatte Vor-, aber eben auch Nachteile.
So bestand einer der Behälter zum Beispiel aus Ocean Waste Plastic - was uns sehr gefallen hätte - aber leider nur zu etwa einem Drittel, der Rest wäre konventionelles erdölbasiertes Plastik gewesen. Außerdem werden diese Behälter in China gefertigt, was wir nicht unbedingt ideal fanden. Andere Behälter hätten uns vom Konzept her zwar prinzipiell sehr gefallen, da sie aus heimischen erneuerbaren Rohstoffen oder aus recyceltem PET in Europa hergestellt werden. Die Haken hierbei waren aber einer oder mehrere der folgenden: noch nicht (ausreichend) in der Verwendung für Kosmetikprodukte getestet, in Relation zur Füllmenge ziemlich viel Verpackung (relativ kleine - sprich 50 ml - Behälter), nur in der Theorie recycle- bzw. biologisch abbaubar (da unser derzeitiges Abfallwirtschaftssystem im Allgemeinen noch nicht auf diese Stoffe abgestimmt ist) und mindestens zehn Mal so hohe Kosten wie für die von uns am Ende ausgewählten Tiegel (ohne aber sicher sein zu können, dass diese um so viel teureren Gefäße am Ende tatsächlich nachhaltiger wären).
Unsere Wahl
Die von uns nun verwendeten Tiegel sehen wir als Übergangslösung, bis uns eine bessere zur Verfügung stehen wird. Trotzdem haben wir natürlich auch hier auf höchste Qualitätskriterien und einen soweit wie möglich nachhaltigen Ansatz geachtet:
- Die Tiegel werden von einem österreichischen Familienbetrieb mit langer Erfahrung hergestellt, der in seiner Produktion die höchsten Anforderungen der Pharma- und Lebensmittelindustrie erfüllt (auch die Tiegel selbst sind pharma-, lebensmittel- und natürlich kosmetikkonform).
- Die Tiegel können aufgrund ihrer Kompatibilität mit dem derzeitigen Abfallwirtschaftssystem auch chemisch wiederverwertet und als PCR (Post Consumer Recycled material) wieder in den Produktkreislauf eingebracht werden - im Gegensatz zu allen uns bekannten biologisch abbaubaren Tiegeln, die in unserem derzeitigen Müllverwertungssystem leider nur thermisch verwertet (= verbrannt) werden können.
- Durch die (im Vergleich zu den meisten anderen Kosmetiktiegeln) "Übergröße" unserer Behälter wird in Relation zur Füllmenge relativ wenig Verpackungsmaterial benötigt. Z.B. sparen wir durch die Verwendung eines größeren Gefäßes gegenüber den handelsüblichen 50 oder gar 30 ml Tiegeln schon mal das Material für ca. einen Deckel pro 100 ml Füllmenge ein.
- Die Basis des Kunststoffs für unsere Tiegel ist brasilianisches Zuckerrohrethanol, das ausschließlich von Pflanzen aus umwelt- und sozialbewusstem gentechnikfreiem Anbau stammt. Die Einhaltung dieser Kriterien wird mithilfe regelmäßiger Audits durch dritte Parteien sichergestellt.
- Für den Zuckerrohranbau wird nur kleiner Teil der gesamten Anbaufläche Brasiliens verwendet und die Zuckerrohrplantagen, von denen unser Bio-Kunststoff stammt, befinden sich hauptsächlich in den südlichen Regionen des Landes, also weit weg (ca. 2.500 km) vom sensiblen Öko-Systems des Amazonasgebiets.
- Der Lieferant des Bio-Kunststoffs ist Mitglied der folgenden Organisationen mit dem Ziel einer nachhaltigen und sozial verantwortlichen Entwicklung: Responsible Care Program, UN Global Compact, UN Environment Programme International Declaration on Cleaner Production, Carbon Disclosure Project (CDP), Global Reporting Initiative (GRI), Brazilian Business Council for Sustainable Development (CEBDS), Business Commitment to Recycling (CEMPRE) und Brazilian Life Cycle Analysis Business Network, und arbeitet kontinuierlich an weiteren Verbesserungen im Hinblick auf Nachhaltigkeits- und Sozialstandards.
Bio-Kunststoff aus Brasilien ist für uns definitiv noch nicht die optimale Lösung, aber wir betrachten alternativen Kunststoff aus erneuerbaren und recyclebaren Rohstoffen aus nachhaltigem und sozial verantwortlichem Anbau als einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Mögen derer noch viele weitere folgen.