Wie umweltfreundlich sind Metallverpackungen?

Metallverpackungen

Nachdem Plastik in den Augen vieler KonsumentInnen einen immer schlechteren Ruf hat, und daher gerne vermieden wird, werben einige Anbieter mit angeblich nachhaltigeren Verpackungsalternativen - unter anderem solchen aus Metall.

Doch wie umweltfreundlich sind diese Alternativen wirklich?

Was versteht man eigentlich unter "Metallverpackungen"?

Für Verpackungen werden hauptsächlich Weißblech und Aluminium eingesetzt, deshalb fokussieren wir uns in diesem Artikel auf diese beiden Metallarten.

Unter Weißblech versteht man mit einer Zinn-Schutzschicht überzogenes Eisenmetall. Vor allem im Lebensmittelbereich wird dieser Zinnschicht noch eine zusätzliche Schicht aus Lack oder Kunststoff hinzugefügt, um den Übergang von Zinnionen in die Nahrungsmittel zu verhindern.

Aluminium wird aus Bauxit gewonnen und im Verpackungsbereich vor allem für Dosen und Schalen, aber auch als Folienmaterial eingesetzt.

Recyclingfähigkeit

Als Argument für die Nachhaltigkeit von Metallverpackungen wird oft deren gute Recyclingfähigkeit angegeben. Das ist grundsätzlich auch nicht falsch, muss aber differenzierter betrachtet werden.

Werden sie sortenrein gesammelt, lassen sich Weißblech und Aluminium theoretisch beliebig oft ohne Qualitätsverlust recyclen. Allerdings stellt z.B. bei Aluminium die sortenreine Sammlung eher die Ausnahme als die Regel dar, weil es hunderte verschiedener Aluminiumlegierungen (Mischung aus Aluminium mit anderen Metallen) gibt. Diese landen oft auf demselben Schrotthaufen und werden im Rahmen des Recyclingprozesses gemeinsam eingeschmolzen.

Nachdem durch das Vermischen all dieser Legierungen die Gesamtqualität des Rohstoffes sinkt, muss nach dem Recyclen entweder erst recht wieder neues reines Aluminium (in einem Anteil von mindestens 50 %!) hinzugefügt werden, um die Qualität wieder zu heben, oder das Recycling-Aluminium kann nur noch downgecycelt, also für minderwertigere Anwendungen als zuvor eingesetzt werden.

Zusätzlich zu diesem Qualitätsverlust gehen beim Recycling-Prozess von Aluminium im Durchschnitt auch 4-5 % des Rohstoffes durch Oxidation verloren.

Aufgrund all dieser Problematiken wird laut deutschem Bundesumweltamt der Großteil des Aluminiumschrotts in Deutschland zu minderwertigem Gussaluminium recycelt.

Dass Metall - vor allem Aluminium - auch tatsächlich auf sinnvolle Art und Weise recycelt wird, ist also alles andere als gesichert. Dazu kommt noch, dass die Recyclingfähigkeit eines Materials zwar ein wichtiges, aber bei weitem nicht das einzige Kriterium in der Bewertung seiner Umweltfreundlichkeit darstellt. 

Und dies führt uns zur ... 

Herstellung

Der Abbau von Bauxit (aus dem Aluminium hergestellt wird) führt in Australien, Brasilien oder Jamaika zur Abholzung von Ur- und Regenwäldern.

Sowohl für die Herstellung von Weißblech als auch von Aluminium benötigt man sehr viel Energie, weswegen oft extra dafür große Wasserkraftwerke in ökologisch sensiblen Zonen errichtet werden. 

Produziert wird häufig in Entwicklungs- und Schwellenländer mit niedrigen Sozial- und Umweltstandards. Kein Wunder, denn: Bei der Herstellung von Aluminium kommt es oft auch zur Belastung von Mensch und Natur mit giftigen Chemikalien. Toxischer Rotschlamm und Abgase wie Fluorwasserstoff bleiben als Abfallstoffe zurück.

Auch im Hinblick auf die CO₂-Bilanz schneidet Aluminium nicht gut ab. Pro produzierter Tonne Aluminium werden 13,5 Tonnen CO₂-Äquivalente freigesetzt. Zum Vergleich: Bei Plastik sind es 2,4 Tonnen.

Damit rangieren z.B. Getränkedosen in der CO₂-Bilanz zusammen mit Einwegglas ganz hinten.

Transport

Für Weißblech bzw. Aluminium spricht hingegen, dass es oft sehr dünnwandig eingesetzt und dadurch aufgrund des geringen Gewichts bei Transporten CO₂ eingespart wird.

Diesen Vorteil hat das Metall allerdings hauptsächlich gegenüber schwereren Stoffen wie Glas, nicht aber z.B. gegenüber Plastik, welches auch sehr leicht ist.

Fazit

2021 hat der deutsche Naturschutzbund in einer Studie die Umweltlasten verschiedener Verpackungsmaterialien für unterschiedliche Lebensmittel überprüfen lassen.

Metall war hier in Form einer Alufolie für Schokolade, einer Konserve aus Weißblech für Gemüse und einer Alutube für Senf auf dem Prüfstand.  

In keinem der Fälle wurde die Metallverpackung als die umweltfreundlichste Alternative bewertet, im Fall der Alutube bildete sie sogar ganz eindeutig das Schlusslicht im Vergleich mit den anderen drei Optionen (Plastikbecher aus PP, Einwegglas, Plastikflasche aus PET).

Laut österreichischem Umweltzeichen hat Aluminium viele nützliche Eigenschaften im Hinblick auf Beständigkeit und leichte Verarbeitung und daher in gewissen Einsatzgebieten durchaus auch seine Berechtigung. 

Seinen Einsatz als Getränkedose oder für andere Verpackungen hält das österreichische Umweltzeichen im Hinblick auf die negative Ökobilanz allerdings für verfehlt. Daher hat dessen Beirat 2015 beschlossen, dass z.B. Verpackungen von Kosmetikprodukten, die Aluminium enthalten, nicht das Österreichische Umweltzeichen tragen dürfen.

 

Unser persönliches Fazit wäre: Für beständige, langlebige Produkte kann der Einsatz von Weißblech oder Aluminium durchaus Sinn ergeben. Für kurzlebige Wegwerfprodukte wie Verpackungen gibt es hingegen definitiv bessere Alternativen. 

 

 

Quellen:

Verbraucherzentrale.de, 21.06.2021, "Metallverpackungen"

ECR Austria, 2020, "Packaging Design for Recycling"

quarks.de, 13.09.2029, "Darum ist Aluminium nicht gut für die Umwelt"

Co2online.de, "Welche Verpackung ist umweltfreundlicher? Der große Verpackungsvergleich"

umweltzeichen.at, "Keine Alu Verpackungen"

umweltberatung.at, "Welche Getränkeverpackung ist umweltfreundlich?"

nabu.de, 10.06.2021, "Ökobilanzielle Expertisen zu verschiedenen Lebensmittelverpackungen im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland e.V."

nabu.de, 08.2021, "Lebensmittelverpackungen im Vergleich"

 

 

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